Sonntag, 26. August 2012

Gelesen: "Mach's selbst - Do it Yourself für Mädchen"

Neues von den Missy Magazine-Macherinnen Chris Köver und Sonja Eismann: Ein DIY-Buch für Mädchen! Empowerment pur für eure kleinen Schwestern, Cousinen und Nichten... und letztlich auch für große Mädchen inspirierend! 

Mit "Mach's selbst" versammeln Chris und Sonja die Basics des DIY, angefangen bei der Frage, warum es überhaupt Sinn macht, Sachen selbst zu machen. Der Spaß steht an allererster Stelle! Warum soll man immer nur konsumieren, wenn man die Dinge relativ einfach selbst in die Hand nehmen kann? Guerilla Gardening, einen Platten flicken, Platten ineinander mischen, Parties organisieren, Geschenke basteln, Bands gründen, Comics zeichnen... die Liste an Aktionen, die in einfachen Worten erklärt werden ist schier endlos! 

Die Autorinnen teilen ihre Vorschläge dabei in neun Kategorien ein, die von mehr oder weniger klassischem Crafting über das Kapitel "Protestieren + Organisieren" bis zu guten Tipps zum öffentlichen Reden und Argumentieren so einiges vereinen, was Mädchen und junge Frauen etwa ab dem zwölften Lebensjahr gebrauchen können. Für einige Punkte haben sich die Autorinnen Expertinnen eingeladen, die Schritt für Schritt erklären, wie etwas funktioniert, oder mit ihren persönlichen Erlebnissen für das Thema begeistern. So hilft Bernadette La Hengst bei der Auswahl des richtigen Musikinstruments (sie hat ja auch schon hier im Blog erklärt, warum sie DIY gut findet), Annina Luzie Schmid erläutert, was beim Bloggen wichtig ist und die Girl-Gang-Zinesters verraten, was ihre Lieblingszines sind.

Ein Fanzine selbst machen...
Sprachlich und damit auch politisch setzen die Macherinnen direkt mal ein Zeichen, indem sie das generische Feminunum verwenden. Sie lassen die Leser_innen aber nicht im Argen darüber, warum sie das tun und bieten mit Gender Gap und Co. auch weitere Möglichkeiten zum bewussten Umgang mit Sprache und Geschriebenem an. Was ich außerdem gut finde: die Veggie-Selbstverständlichkeit bei den Rezepten! Yummy!

Optisch ist das Buch ein wahrer Augenschmaus! Verantwortlich dafür ist die Grafikerin Daniela Burger. Die DIY-Zine-Ästhetik wird aufgegriffen und schick in Buchform gebracht. Photos, Grafiken und Info-Blasen ergänzen die Texte, die außerdem von kleinen Crafting-Monstern begleitet werden. Schön sind auch die verschiedenen Schriftarten, mal an Handschrift und mal an die Schreibmaschine angelehnt. Und die Spielereien im Satz gefallen mir auch!

Einige Ideen mögen regelmäßigen Missy-Leser_innen bekannt vorkommen. Die "1, 2, 3"-Rubrik stand sicher Patin für das Buch. Im neuen Zusammenhang hat man einige Knaller-Ideen der Missy-Autorinnen neu aufbereitet und gebündelt gemixt mit ganz frischen Vorschlägen zum Selbermachen! Die Aktionen, die im Buch beschrieben werden, brauchen meist nicht viel Geld und wo das Buch mit Erklärungen an seine Grenzen stößt, wird auf weitere Anlaufstellen und Homepages verwiesen.

...und nie wieder doof dastehen,
wenn die Anlage neu verkabelt werden muss!
Die DIY-Kultur wird hier wieder in einen politischen Zusammenhang gerückt, der bei bloßen Etsy- und DaWanda-Einkäufen wohl eher außen vor bleibt, wenn auch da oft mit einem DIY-Begriff hantiert wird. Chris Köver und Sonja Eismann versuchen, gemeinsam mit Daniela Burger und all den Beiträger_innen, ein Bewusstsein für gestalterische und letztlich eben auch politische Autonomie zu schaffen. All das nie mit dem berühmten erhobenen Zeigefinger, sondern ermutigend und kooperativ. Und selbst, wenn man meint, schon vieles zu können - in "Machs' selbst - Do it Yourself für Mädchen" werden auch alte Häsinnen und Hasen noch Anregungen für coole Aktionen finden... Ich werde als Erstes definitiv die Tipps zum Löcher-in-Pullovern-Verschönern mal ausprobieren!

Das Buch ist Mitte August im Beltz&Gelberg-Verlag erschienen. Und wenn es nicht ins eigene Bücherregal passt, dann ist es sicher ein tolles, empowerndes Geschenk für die kleine Schwester oder Cousine oder Nichte... mein Exemplar wird seinen Platz neben Keri Smiths "Guerilla Art Kit" finden.

2 Kommentare:

  1. Danke für den Link und die schöne Rezension!

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  2. hallo, ich frag mich grad, warum das buch explizit für mädchen ist. ist das ganze gedacht als eine art trojanisches pferd? also, das eltern ihren kindern entsprechend gesellschaftlicher konventionen über geschlecht adäquate bücher kaufen wollen und dann hinten rum doch die tochter empowert wird? das würde auch die hervorstechenden rosa und lila-töne auf dem cover erklären... ich mein, ihr habt das buch ja nicht geschrieben/gestaltet, aber was denkt ihr dazu? würd mich interessieren.

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