Donnerstag, 30. September 2010

Die Waffen einer Frau?!

Die Waffen einer Frau - was verbirgt sich eigentlich dahinter? Körperliche Reize? Psychologische Tricks? Im Falle von Lady Gaga und Katy Perry sind die Waffen einer Frau Maschinengewehr-BHs und Schlagsahnedosen. 

2010 scheint popkulturell das Jahr der Brustbewaffnung zu sein. 

Katy Perry setzt in ihrem Video zu "California Gurls" auf die süße Variante. Erst ist sie das süße "Californian Candy Girl", irgendwie als Spielball von Snoop Dogg auf dem Schlaraffenland-Spielfeld. Dann fällt sie, paradiesgleich, auf die Schlange rein. Anstatt aber aus dem Schlaraffenland rausgeworfen zu werden, singt sie fortan nackt auf einer Wolke aus Zuckerwatte. 

Die süße Variante der Brustbewaffnung
Später tanzt sie dann mit ihren "California Gurls" und bewaffnet ihre Brüste mit Schlagsahne-Dosen. Sie schießt Snoop Doggs Gummibärchen-Armee ab. Snoop Dogg, eben noch der Spielleiter, ergibt sich schließlich. 

Was will uns Katy nun damit sagen? "Die Waffen einer Frau richtig eingesetzt - und Du machst Dir sogar Snoop Dogg gefügig?" oder "Ich bin so süß, dass ich platze?". Richtig viel Message ist jedenfalls weder im Song noch im Video zu finden. 

Der Spaß steht im Vordergrund, wie schon in "I Kissed A Girl", wo sicher nicht die Etablierung gleichgeschlechtlicher Liebe intendiert war. Wie sollte das auch funktionieren von jemandem, der "gay" als Schimpfwort benutzt (vgl. "Ur So Gay"  aus dem Album "One Of The Boys")? So reiht sich auch Katy Perrys Brustbewaffnung in die stumpfe und inhaltslose Präsentation des konservativen California Girls ein. 

Anders sieht es da in Lady Gagas Video zum Song "Alejandro" aus. Das vielschichtige Video unter der Regie von Steven Klein bietet viele Ebenen und Interpretationsansätze: Nähe zu Madonna Videos wie "Express Yourself" oder "Justify My Love", Okkulte Symboliken, Anlehnung an Riefenstahl-Ästhetiken und und und. Aber auch im Kontext von Lady Gagas Einsatz für die Akzeptanz offen Homosexueller bei der US Army und anderswo lässt sich das Video lesen.

Sonntag, 26. September 2010

Alle Meine Freunde von claire Lenkova

Quelle: Kunstmann
Ein Freundebuch der etwas anderen Art hat claire Lenkova mit "Alle meine Freunde" herausgebracht. In alphabetischer Reihenfolge stellt claire Lenkova verflossene Lieben, zerbrochene Freundschaften und lebenslange Wegbegleiter vor.

Alles, was claire so zu ihren Freunden einfällt, hat sie in eine Art Karteisystem übertragen und lässt ihre Leser_innen mehr wissen über den Dialekt, den Geruch oder die körperlichen Veränderungen ihrer Freunde_innen. Jede_r ist von ihr mit einer Illustration bedacht, die, zusammen mit den Stichworten zur Person, eigentlich schon keine Frage mehr offen lässt. Auf der gegenüberliegenden Seite findet sich trotzdem jeweils ein Sammelsurium aus Tagebucheinträgen, Kalenderschnipseln, Postkarten und Liebesbriefen, die claire mit der/dem Beschriebenen verbindet.

Das Buch hat ein schönes Format, das Papier fasst sich gut an und hat als Beilage sogar noch ein Plakat, auf dem die Autorin/Illustratorin nochmal die wichtigsten Eigenschaften ihrer Freunde_innen tabellenartig zusammenfasst. Wer will kann sich am Ende des Freundebuches übrigens selbst versuchen und noch ein paar Einträge ergänzen.

Wirklich ein hübsches und lustiges Buch zum blättern und herzeigen.

A Star Is Born - Fotografie und Rock seit Elvis im Folkwang Museum in Essen

Ausstellung auf RTL2-Niveau, tönt es von der einen Seite. Gelungene Ausstellung, die auch Menschen anlockt, die sonst nicht viel mit Kultur am Hut haben, von der anderen.

Mit der "A Star Is Born"-Ausstellung hat das Essener Folkwang Musuem eigene Rekorde gebrochen. Mehr als 55.000 Besucher haben sich in den vergangenen Wochen die Photographien von Elvis, Presley, David Bowie, Marilyn Manson und Co. angesehen. Damit ist das die meist besuchte Photo-Ausstellung seit der Eröffnung des Folkwang Museums im Jahr 1902.

Zu sehen sind noch bis zum 10. Oktober unzählige mal mehr, mal weniger aufregende Photos von Rockstars seit dem King of Rock.

Die Ausstellung zeigt Plattencover, Promobilder, Konzertimpressionen, Dokumentation von Fankult, aber auch "hinter den Kulissen"-Photos. Neben den Photos werden auch alte Fanzines und Zeitschriften (unter Anderem Sniffing Glue und Spex), Videointerviews (zum Beispiel Adorno zur Kulturkritik), Musikvideos, Bücher und Internetpräsenzen zur Schau gestellt. 

Freitag, 17. September 2010

Die verlorene Ehre der Katharina Blum von Heinrich Böll

Die Medien wie sie im Buche stehen? 

In der Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" werden die schicksalhaften Tage der Hauswirtschafterin Katharina Blum skizziert. Sie verliebt sich an Karneval in einen Kriminellen und verhilft ihm nach einer gemeinsamen Nacht zur Flucht.

Die 58. kleinen Kapitel der Erzählung sind jeweils aus ein und derselben Erzählerposition geschrieben. Verschiedene Quellen werden für die Darlegung des Falles Katharina Blum herangezogen. Polizeiberichte, Zeitungsausschnitte, Gesprächsfetzen. Zwar ist der Erzähler stets darauf bedacht, Neutralität und unbedingte Sachlichkeit zu betonen, fällt hier aber häufig aus der Rolle.

Sprachlich ist die Erzählung einfach gehalten, variiert aber je nach zitierter Quelle. So kommt es, wenn nach Polizeiberichten zitiert wird zum Beispiel zu numerischen Aufzählungen, wenn ein Zeitungsartikel zitiert wird zu zeitungstypischen Formulierungen - "Fortsetzung von Seite 1".

Freitag, 10. September 2010

Nichts. Was im Leben wichtig ist von Janne Teller

Quelle: Hanser Verlag
"Nichts" soll ein Jugendroman sein. "Nichts" ist ein Roman über Jugend. Zentral ist die Frage nach der Bedeutung.  Die Bedeutung von Gegenständen, von Idealen, vom Leben.

Sprachlich erinnert der Roman an kindlich-naive Gedankengänge. Zwischendurch werden Assoziationen zu Kinderreimen geweckt. Die häufig auftauchenden Klimaxe vermitteln ein sich-der-Welt-Vergewissern, wie es wohl vor allem bei jungen Menschen zu beobachten ist. Die vielen Absätze und Kapitel  in dem recht kurzen Roman ermöglichen es, die Gedankensprünge der Erzählerin nachzuvollziehen.

Eines Tages steigt Pierre Anthon auf einen Baum. Er sagt, nichts habe eine Bedeutung., das wisse er schon lange. Deshalb lohne es sich nicht irgendetwas zu tun. Das habe er grade herausgefunden. Diese philosophischen Gedanken stürzen seine Mitschüler der siebten Klasse in einem kleinen dänischen Dorf in eine tiefe Sinnkrise.