Am kommenden Samstag findet in Münster ein queerfeministisches Sommerfest statt. Ich wurde eingeladen, um nochmal meinen Riot-Grrrl-Vortrag zu halten (und einen Kuchen backe ich auch, haha) und das differentneeds-Riot-Grrrl-ABC werde ich auch nochmal im Gepäck haben. Juchu!
Ich freue mich schon und hoffe, dass viele interessierte Leute am 5. Juli ab 11 Uhr in die Baracke kommen (All Genders welcome!). Vorab hab ich den Organisator_innen ein paar Fragen gestellt:
dn: Neben
einem Ladyfest 2011, einem Slutwalk 2012, dem jährlichen Protest gegen den 1000-Kreuze-Marsch regt sich mal wieder feministisches Engagement in
Münster. Warum gerade jetzt?
qfms: Irgendwie
war die Zeit einfach mal wieder reif! Das Ladyfest liegt schon ein
bisschen zurück und viele Leute, die daran beteiligt gewesen sind, haben
mittlerweile die Stadt verlassen. Die alljährliche FemDemo zum 1000
Kreuze Marsch, zu der ja auch überregional mobilisiert wird, ist schon
zu ner richtigen Institution des feministischen Widerstands geworden -
für eine Stadt wie Münster, die erzkonservativ geprägt ist, eine
wichtige Sache.
Trotzdem
kam neben diesem jährlichen Event der Wunsch auf, auch regelmäßiger
etwas zu machen. Grade im Veranstaltungsbereich fällt ja immer wieder
auf, dass Frauen* extrem unterrepräsentiert sind. Ob männlich* geprägte
Konzertgruppen oder die Tatsache, dass Männer* sowohl hinter als auch
auf der Bühne stehen.(.du kennst ja die Problematiken.)
Das Sommerfest begreifen wir als Warm-up für weitere Veranstaltungen, die feministische und queere Themen behandeln.
Ach so, noch zu dem Zeitpunkt: Was könnte es für ein besseres Alternativ-Programm zum WM-Gegröle geben :)?
dn: Ihr
versucht das Sommerfest relativ barrierearm zu gestalten und auch Leute
anzusprechen, die sonst weniger Kontakt zur queer-feministischen
'Szene' haben. Warum seht ihr da Bedarf und was ist euer Ansatz?
qfms: In
Sachen Barrieren sehen wir einen extrem hohen Bedarf, gerade in einer
Stadt wie Münster, in der Gesetze zur Teilhabe und Inklusion immer
wieder mit der Denkmalpflege oder anderen fadenscheinigen Argumenten
kollidieren. Da wird ein historisches Kopfsteinpflaster oder eine
Steintreppe mal ganz schnell wichtiger, als der Mensch im Rollstuhl, dem
der Zugang verwehrt wird. Außerdem werden Räume und Veranstaltungen
gerne mal als barrierefrei getaggt, obwohl dies in der Praxis nicht der
Fall ist.
Wir
begreifen Barrierefreiheit als eine Illusion, da ja auf
unterschiedlichste Art Ausschluss produziert wird. Trotzdem kann und
muss man grade bei Veranstaltungen darauf achten, dass Barrieren
abgebaut werden. Nicht nur in der Auswahl der Räume und deren
realistische Einschätzung, sondern auch im Umgang: Stelle ich einer
Person distanzlose Fragen, nur weil sie bspw. im Rollstuhl sitzt? Habe
ich auch Leute im Blick, die Unterhalb meiner Bauchhöhe befinden?
Versperr ich Menschen die Sicht oder den Weg zum Klo?
Wir werden mit Schildern auf solche Dinge aufmerksam machen und haben auch ein Awarenessteam vor Ort.
Leider
sind wir in Punkto Barrieren auch an unsere Grenzen gestoßen und können
bspw. keine Übersetzung o. Gebärdensprache anbieten. Das Fest wurde ja
in absoluter Rekordzeit (ungefähr 2 Monaten) von einer sehr kleinen
Orgagruppe aus dem Boden gestampft. Wir begreifen es auch ein bisschen
als Testfeld, nach dem wir wissen, was wir so in Zukunft dann besser
machen können.
Wir
wollen natürlich gerne viele Menschen erreichen, auch solche, die sich
noch nicht viel mit dem Thema auseinander gesetzt haben, möchten aber
auch nicht nur Einführungsveranstaltungen anbieten. Wir fanden daher,
dass ein Sommerfest einen guten Rahmen bildet, in dem ein vielfältiges
und durchaus auch anspruchsvolles Vortrags-Programm mit anderen
Aktivitäten Platz findet.
Wer
sich nicht die Theorie-Keule geben mag oder kann, kann sich halt beim
Coredefence austoben, Stencils basteln, eine Ausstellung angucken, oder
in einem Zine schmökern.
Außerdem
soll das Fest natürlich anschlussfähig und offen sein, um
unterschiedliche Leute zum Austausch anzuregen, was bei Limo und Vöner
mit Seeblick ja bestimmt ganz gut geht :)
dn: Das Programm erstreckt sich von einem Selbstverteidigungsworkshop über
einen Vortrag zu queerer Elternschaft bis hin zu musikalischen
Schmankerln. Warum habt ihr euch dafür entschieden, dass das Programm
genau so aussehen muss?
Wir
fanden dann die Idee gut, keine klare Theorielinie zu verfolgen,
sondern bewusst eine Vielfalt von Themen abzubilden. Dabei erheben wir
natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern präsentieren eher
Mosaiksteinchen aus dem queerfeministischen Kosmos. Bei der
Programmauswahl spielte natürlich auch persönlicher Geschmack von uns
Orga-Leuten oder ein Bezug zur Stadt eine Rolle. Wir fanden bspw. das
Thema Sexismus/Homophobie in Männerbünden spannend, da Münster eine
große Verbindungs-Szene aufweist, gegen die in den letzten Jahren kaum
vorgegangen wurde. Grade wird vom AStA der Disconnect-Reader (ein Reader, der zu Verbindungen und Burschenschaften aufklärt, Anm. df) wieder
aufgelegt und wir dachten wir bringen das Thema mal wieder in den
Diskurs. Nach Bedarf sind wir quasi auch bei der Auswahl zur queerfeministischen Elternschaft gegangen - einfach weil ein paar Leute
aus dem Bekanntenkreis schwanger geworden sind. Daneben gibt es Themen,
die wir gerade so spannend finden, weil sie noch nicht so stark im
Diskurs waren, wie Monosexismus oder solche, die wir einfach
inspirierend finden, wie postkolonial-feministische Theorien, die Riot
Grrrls oder unsere musikalischen Acts Krikela und Alice D.. Das Programm
ist am Ende wohl so heterogen geworden wie unsere Gruppe, wobei auch
erwähnt werden muss, dass die sich weitestgehend aus weißen
Stundent*innen zusammen setzt. Wir hoffen natürlich, dass sich das in
Zukunft noch ändert.
dn: Wird es nach dem queerfeministischen Sommerfest weitergehen mit so
schönen Aktionen? Wo können sich Leute melden, die gerne helfen
möchten?
Wir freuen uns natürlich nach wie vor über jede helfende Hand auf dem Fest, meldet euch einfach über queerfemfestms[at]safe-mail.net.
Für Ende Juli ist außerdem ein Nachbereitungs-/Zukunftsplenum geplant,
das auch nochmal vom Frauenreferat und über unseren Blog http://queerfemfestms.blogsport.de beworben wird. Wir freuen uns über neue Gesichter!
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