Freitag, 23. August 2013

Ein Interview mit den Macher_innen der Rebel Grrrl Convention



Im September wird es im AZ Mülheim eine Rebel Grrrl Convention geben. FrauenLesbenTrans*Inter-Menschen (FLT*I) treffen sich, um sich auszutauschen und gemeinsam Musik zu machen. Spannende Sache, die sich im Ansatz wohl irgendwo zwischen Ladyfest und Girls Rock Camp einordnen lässt. Ich habe dem Organisations-Kollektiv eine Mail mit ein paar Fragen geschickt... und siehe da: Sie haben mir Antworten zurückgeschickt. Aber lest selbst:

Different Needs: Könnt ihr in drei Sätzen erklären, was die Rebel Grrrl Convention ist, beziehungsweise sein wird?

Rebel Grrrls: Es geht darum, einen Raum zu schaffen, wo FLT*I, die Musik machen, und/oder Texte performen, und dies in irgendeiner Art politisch interpretieren, sich treffen können, sich austauschen können, Netzwerke gründen und Banden bilden! 
Wir werden uns kennenlernen, gucken wen es alles gibt, teilen unsere Skills, jammen miteinander, tauschen uns aus! Am Freitag, so die Planung, kommen alle an, wir lernen uns kennen, und planen den nächsten Tag. Je nach Interessen und Kapazitäten gibt’s am nächsten Tag dann Workshops. Ein paar Angebote stehen schonauf der Website, es können auch noch mehr und andere Sachen angeboten werden. Es müssen aber auch nicht alle stattfinden, je nachdem, worauf die FLT*I Bock haben. Vielleicht haben sie auch nur Lust zu quatschen oder miteinander zu jammen! Abends gibt’s nach dem Essen eine Open Stage: Alle, die Bock haben, zeigen ihr Oeuvre den anderen Convention Teilnehmer*innen. Das AZ Mülheim ist von Freitag Nachmittag bis Sonntag abend für FLT*I reserviert, also keine Cis-Männer!

DF: Ich würde euch jetzt irgendwo zwischen Ladyfest und Girls Rock Camp einordnen. Warum habt ihr euch trotzdem bewusst gegen diese mehr oder weniger etablierten Labels entschieden?

RG: Auf der Convention soll es in erster Linie um Musik (machen) gehen. Ladyfeste sind viel themenübergreifender. Auch werden bei uns keine Bands für ein Abendprogramm eingeladen, sondern es geht darum selbst auf der Bühne zu stehen (für die die wollen). Das kommt dem Gedanken von Girls Rock Camps schon recht nahe. Richtet sich aber an FrauenLesbenTrans*Inter jeder Altersklasse und nicht speziell an Jüngere wie es auf den Girls Rock Camps üblich ist.

DF: Wieso ist eine Veranstaltung wie die Rebel Grrrl Convention notwendig?

RG: Sie ist nicht nur notwendig, sie ist auch ne super coole Sache! :) Notwendig ist sie, Weil fast nur Männer (WHAM, white hetero sexual able bodied male, hinzufügen könnte mensch hier noch cis-Mann) überall auf den Bühnen stehen. Weil Wissen, Skills und Beziehungen in Boys Clubs, also in formellen und informellen Netzwerken vor allem zwischen WHAM weiter gegeben werden. Weil wir FLT*I die Musik machen meist die einzigen FLT*I weit und breit sind, da wo und wie wir Musik machen und wir in allem, was wir Musik mäßig machen, von Männern (WHAM) abhängig sind. Weil FLT*I die Musik machen, unsichtbar gemacht werden. Weil Netzwerke, die gemischt sind, von Männern dominiert sind und FLT*I es schwer haben, vor allem wenn sie feministische Politik mit ihrer Musik machen. Vor allem wenn sie dann noch Sexismus in ihren Netzwerken kritisieren. Dann ist der Teufel los. Deshalb braucht es ein Gegengewicht. Empowerment, also Selbstermächtigung, geht nur, wenn wir uns vernetzen. Uns gegenseitig Konzerte ermöglichen, uns gegenseitig weiter empfehlen, Hell, um überhaupt erstmal zu wissen, dass es uns gibt!

DF: Warum habt ihr euch für die DIY-Form entschieden und nicht zum Beispiel öffentliche Träger_innen ins Boot geholt?

RG: Zu viel Aufwand! Die Idee war erstmal sich zu treffen und sich kennenzulernen und dann mal gucken, was draus wird. Dafür braucht's nicht viel Geld!

DF: Wer ist eure Zielgruppe? 

RG: Es gibt 3 Schnittmengen:

1.      von Sexismus betroffen… 
2.      Musik/Kunst/Performance vor Publikum (also auch sowas wie Spoken Word) 
3.      Politix

Mit Politix könnte gemeint sein, dass über das Medium Kunst/Musik eine Kritik an verschiedenen Herrschaftsverhältnissen (Sexismus, Kapitalismus, Rassismus…) geübt wird und/oder dass es eine kritische Position gegenüber der eigenen kommerziellen Vermarktung gibt und/oder das eigene Auftreten/Musik machen mit einem politischen Ausdruck verbunden wird. Was das genau heißt, könnte natürlich schon das erste Thema unseres Treffens sein. Wer bestimmt, was politisch ist und was nicht? Erstmal sind alle eingeladen, die sich davon angesprochen fühlen. 

Natürlich ist auch unter FLT*I nicht alles Friede, Freude Eierkuchen, es gibt auch Ausgrenzungen und Hegemonien und Normativitäten. Es ist daher wichtig, dass wir alle unsere jeweiligen Privilegien und damit Herrschaftsweisen auf dem Schirm haben und aufeinander aufpassen. Deshalb gibt’s auf der Homepage ein paar Sachen zum Nachlesen, etwas für weiße Leute, was für Heterosexuelle, was für Cis-Menschen, was für Leute aus der Mittelschicht. Unsere Vorbereitungsgruppe ist aber weiß und Mittelschicht (dominiert) und insofern sicherlich in vielerlei Hinsicht auch Herrschaft ausübend.
Altersmäßig haben wir keine Beschränkung!
DF: Müssen Teilnehmer_innen schon Skills mitbringen, oder können sie auch ohne Vorkenntnisse teilnehmen?

RG: Die Convention ist für politisch Musik machende, auflegende und/oder Text performende FrauenLesbenTrans*Intersex oder solche, die das gerne machen möchten und sich bisher noch nicht trauen oder nicht die Möglichkeit haben. Vorkenntnisse sind also nicht nötig.

DF: Die Rebel Grrrl Convention soll zu einer Vernetzung von „WomenLesbianTrans*Intersex in political music“ führen. Wie kann das nach dem September-Wochenende weitergehen?

RG: Eine Sache ist schon mal der Verteiler: rebel_grrrl_network@lists.riseup.net. Der steht jetzt schon, da können sich jetzt schon FLT*I eintragen, und über diesen können Infos, Konzertmöglichkeiten, Fragen etc. geschickt werden. Dieser wird hoffentlich an dem Wochenende um viele FLT*I erweitert werden. Außerdem könnte es natürlich in der Zukunft weitere Treffen geben, vielleicht auch welche mit öffentlichen Trägern! ;-) 

DF: Vielen Dank für eure Zeit und ein erfolgreiches Wochenende wünsche ich euch!

Und weil die Rebel Grrrls mir nicht verraten haben, was sie so während der Vorbereitung hören, hier einfach mal meine naheliegende Vermutung: 




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