Sonntag, 22. April 2012

Zeig mir Deine Plattensammlung und ich sag Dir, wer Du bist?!

(M)eine Bestandsaufnahme

 

Bis aufs Messer bei Facebook
Okay - World Recordstore Day war gestern. Ich bin vielleicht ein klitzekleines bisschen zu spät mit meinem Post. Aber, wie die Jungs von Bis auf's Messer schon richtig festgestellt haben: Eigentlich ist jeden Tag World Recordstore Day. Und ich kaufe ohnehin häufiger bei Distros oder den Bands direkt. (Dennoch, klar: Support your local record dealer..) So oder so, wenn jeder Tag wie Sonntag sein kann, kann wohl auch jeder Tag Plattentag sein. 

Bei mir dann eben heute. Ich habe mal gezählt, wie viele es denn inzwischen so sind. Es sind 215 an der Zahl (im 12" Format, also LPs, Doppel-LPs und Maxis jeweils einfach gezählt). Das klingt nach viel, sind in Expedits gemessen aber gerade mal vier Fächer. 


Bei den meisten Platten weiß ich noch, wo ich sie wann gekauft habe: einige habe ich aus dem Urlaub mitgebracht, von Konzerten, Flohmärkten, ein paar habe ich Freund_innen abgekauft, einige geschenkt bekommen, sie bei den Bands direkt gekauft oder bestellt. Zwei, drei habe ich wohl auch bei meinen Eltern stibitzt. 

Sie stehen alphabetisch sortiert im Regal neben denen von Chris. Gemischt wird da aber nicht. So doppelt sich im Regal zwar einiges, aber das tut ja niemandem weh. 

Beim Durchzählen der Platten ist mir dann aufgefallen, dass ich doch recht wenig LPs von Frauen oder auch nur mit weiblicher Beteiligung habe. 25 an der Zahl. Also echt nicht viel. 

Ich schlüssel das mal auf: Elf der 12inches sind von All-Girl-Combos (Le Tigre miteingerechnet), zehn von den LPs sind von Bands, in denen hauptsächlich Typen spielen, aber mindestens eine Frau am Start ist, wie zum Beispiel Brutal Knights, Murder City Devils oder Pixies, eine Band hat eine gesunde Mischung (The Gossip), eine Band hatte schon mal männliche Besetzung, ist inzwischen aber nur noch mit Frauen unterwegs (CSS) und auf der Huggy Bear/Bikini Kill-Split sind auch insgesamt drei Männer dabei. Ach ja, fehlt noch die erste Nina Hagen Band LP - Männer an den Instrumenten, Frau am Mikro.  

Wenn es nach den Bandnamen geht, müssten noch zwei weitere Frauenbands dabei sein: Violent Femmes und Clorox Girls. Aber der Schein trügt: Alles Männer.

Warum ich das alles so aufzähle? Nun, es ist doch interessant, was sich in etwa zehn Jahren Vinylliebe so ansammelt. Ein großer Teil meiner Plattensammlung besteht aus Hardcore- und Punkplatten. Und da gibt es bekanntermaßen nicht viele Frauen, auch wenn beides not just boys fun ist. Aber auch in Sachen Indie, Pop und HipHop finden sich da nicht so unglaublich viele Frauen. Und das liegt sicher nicht daran, dass es keine Frauen gibt, die tolle Musik machen. Es sind wahrscheinlich bloß nach wie vor im Verhältnis weniger. 

(Vom Mainstream-Pop mal abgesehen und ja, ich habe auch Madonna und Lady Gaga-Alben in meiner Sammlung.) 

Rock Hard #285
Und die Frauen, die sich jenseits der Pop-Pfade bewegen, oder in denen, die doch wenigstens ein bisschen Indie-angehaucht sind, erleben etwa in der Musikberichterstattung weniger Präsenz. So empfinde ich es jedenfalls und ein Blick auf die Magazincover des letzten Jahres scheint das zu bestätigen: auf den Covern der Visions war im letzten Jahr nicht eine Frau abgebildet, auf der Rock Hard erscheinen Frauen maximal auf den Körper reduziert (gut, mit Kiss etc. sind immerhin regelmäßig Männer mit Make-Up präsent...). Die Spex lichtet für ihre Titelbilder 2011 immerhin Lady Gaga und Hercules and Love Affair ab (und mit Santigold ist aktuell wieder eine Frau zu sehen). 

Das sind alles keine Gründe dafür, dass es in meiner Sammlung ein Verhältnis von nur knapp zwölf Prozent Platten mit weiblicher Beteiligung gibt. Ich gelobe Besserung! Gute Platten von Frauen auf der "To-Have"-Liste gibt es schließlich genug... und es handelt sich ja auch nur um eine Bestands- also Momentaufnahme.

5 Kommentare:

  1. Guter Artikel! Ich schreibe an einem ähnlichen, der bald erscheint. VISIONS habe ich ca. 1 Jahr lang gekauft und habe es dann frustriert sein gelassen, weil ich immer schon lieber Musik von Frauen gehört habe und gekauft habe (mein Anteil ca. 75% ;-)).

    Mich hat schon immer gestört, dass in den bekannten Musikmagazinen Frauen und Frauenmusik mehr als unterrepräsentiert ist. Deswegen habe ich aufgehört, die zu kaufen und online zu lesen.

    Du kannst bei VISIONS noch weitere Jahre zurückblättern, da gibt es keine Künstlerinnen auf Covern. Irgendwie ist das für mich die "Auto Motor Sport" der Musikmagazine.

    Meine Tipps hole ich mir jetzt einfach woanders :-).

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  2. Interessant, da musste ich auch mal nachschauen. Mit Platten kann ich leider nicht dienen, aber im CD-Schrank sind von 111 Interpreten 48 weiblich, also immerhin 43%. Bei der Anzahl der jeweils zugehörigen Alben sinkt es auf 37%, allerdings mit steigender Tendenz ;)

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  3. @Das Trio: Wenn ich meine Maxis/7inches dazu nehme, steigt der Anteil an Musik mit weiblicher Beteiligung auch deutlich. Aber die bittere Wahrheit über alles andere hast Du ja gelesen ;)

    @dieTilde: Wo erscheint denn Dein Artikel? In Deinem Blog, über den ich übrigens auch schon häufiger gestolpert bin! Verlink doch dann mal oder gib Bescheid, wenn er in Print erscheint!

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  4. Liebe Anna, ja, der erscheint bald auf meinem Blog. Ich gebe dir dann Bescheid :-). Schönes Wochenende!

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  5. Da Blogspot wohl keine Trackbacks unterstützt, hier ein Link zu einem Artikel, in dem ich auch Bezug zu diesem nehme.

    Liebste Grüße ~°°~

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