Fragmentist heißt ein recht frisches Fourpiece aus Ibbenbüren, einer Stadt, aus der erfahrungsgemäß überproportional viele kreative und entspannte Menschen kommen (betrachte ich meinen Freundeskreis, kommt es mir jedenfalls so vor...). Joana, Felix, Olli und Sasse haben ein Demo am Start und spielen grad die ersten Shows gemeinsam außerhalb des Proberaums.
Fragmentist machen melodischen Hardcore, der Leuten gefallen dürfte, die auch Kid Dynamite oder Lifetime mögen.
Neulich habe ich sie im AKZ Recklinghausen live gesehen und ihr Demotape mitgenommen... das Interview entstand dann allerdings per Mail.
dn: Vier Leute schreiben vier Songs für ein Demotape.
f: Da wir privat fast ausschließlich Vinyl und Tapes hören, kam ein
rein digitales Release von vornherein nicht in Frage. Wir wollten nichts
veröffentlichen, was uns selbst nicht anspricht. Außerdem entstanden
die Aufnahmen in unserem ranzigen Kellerproberaum, weshalb wir ein
Medium wählten, das diese Atmosphäre einfangen und transportieren kann. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen waren wir außerdem noch zu zweit,
weshalb das Tape auch aus finanzieller Sicht einfach die beste
Alternative darstellte.
dn: In euren Songs geht es irgendwie um Selbstverortung- und
findung. Musikalisch knüpft ihr an Bands an, für die das auch schon
wichtige Themen waren (Lifetime, Kid Dynamite etwa). Wie funktioniert
das Songwriting bei euch?
f: Generell bringt jeder seine eigenen Ideenschnipsel mit, wobei die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Songtext daraus entsteht und verwendet
wird, wohl dann am größten ist, wenn ein gewisser Konses besteht. Einige Zeilen sind auch schon etwas älter und kurz nach dem Auszug
von zu Hause entstanden. Diese Umbruchszeit, mit der meistens auch ein
Ortswechsel vollzogen wird, lässt sich sicherlich auch in den Texten
wiederfinden und zeigt zudem, dass persönliche Erlebnisse - oft auch nur
Momentfetzen - den wohl größten Einfluss auf das Schreiben hatten. Es
ist wohl so, dass gerade in dieser Zeit häufig die Frage nach der
eigenen Identität aufkommt, gestellt zwischen jugendlicher Feierei und
dem "Erwachsenwerden".
dn: Im Freundeskreis heißt es gern scherzhaft „Demo und erste
7inch, danach ging’s bergab!“ Jetzt habt ihr ja noch eine
Steigerungsmöglichkeit bevor die Prophezeiung eintreffen könnte. Steht
denn was an?
f: Haha! Natürlich hoffen wir - vermutlich wie jede andere Band auch -, dass sich diese Prophezeiung nicht erfüllen wird. Wir planen jedoch auch nicht so weit im Voraus, das läuft alles eher in sehr kleinen Schritten ab. Einer dieser Schritte ist, Anfang Juni einige neue Songs aufzunehmen, die dann
hoffentlich als 7inch herausgebracht werden können. Außerdem versuchen
wir, möglichst viele Shows für den Sommer zu spielen und eine gute Zeit
zu haben.
dn: Eine Weile war ich gefühlt jedes zweite Wochenende in eurer
Heimatstadt Ibbenbüren, um Force Of Change, Modern Life Is War oder
auch Death Is Not Glamorous live zu sehen. Hab ich nur das Gefühl, oder
ist es in letzter Zeit etwas ruhig um die Scheune geworden?
f: Die Scheune hat für uns nach wie vor eine große Bedeutung. Wir
kommen alle aus Ibbenbüren und haben zum Großteil unsere Jugend in
diesem Laden verbracht. Nach wie vor ist die Scheune ein guter
Treffpunkt für musikinteressierte Jugendliche, die aktiv am Geschehen
mitwirken und zum Beispiel Konzerte planen wollen.
Dass die Scheune vielleicht nicht mehr so präsent wirkt wie noch
vor einigen Jahren, liegt höchstwahrscheinlich daran, dass einfach viele
Leute, die sich früher enorm engagiert haben weggezogen sind. Es ist nicht so, dass keine Leute nachkommen würden, aber der
Interessenschwerpunkt hat sich wohl einfach verlagert. Wo früher
Konzerte im Vordergrund standen, legt man nun mehr Wert auf allgemeinere
Jugendarbeit. Es finden nach wie vor gute Shows statt, aber einfach
nicht mehr in dem Umfang, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war. Trotzdem ist es immer schön an einen Ort zu kommen, mit dem man viele positive Erinnerungen verbindet.
dn: Ich hab euch neulich im AKZ in Recklinghausen als Support
von Snob Value und Dulac gesehen. Joana hat mir erzählt, dass das quasi
eure erste öffentliche Show war. Inzwischen ist noch eine dazu gekommen.
Wie fühlt sich das an, den Kram, den ihr seit geraumer Zeit nur für
euch im Proberaum spielt dann auch live zu spielen?
f: Der Abend in Recklinghausen war für uns alle auf jeden Fall sehr amüsant, wenn auch ein wenig skurril (im positiven Sinne)! Es ist wahrscheinlich immer seltsam und aufregend die erste Show zu
spielen, unabhängig davon, ob man im Vorfeld schon mit anderen Bands
unterwegs war, bzw. Musik gemacht hat. Unsere Demoaufnahmen liegen jetzt
schon eine Weile zurück, wodurch wir die Songs schon super häufig
gespielt haben. Die hängen uns dann schon auch mal aus den Ohren 'raus.
Dennoch macht es riesen Spaß sie vor anderen Menschen vorzutragen, da
ein großer Teil der persönlichen Spannung auch immer in der Reaktion des
Publikums liegt.
http://fragmentist.bandcamp.com/
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