MY DIY ist eine Rubrik, welche die unterschiedlichen Facetten des DIY sowie die Weiterentwicklung dessen beleuchten soll. Dazu lasse ich auf differentneeds verschiedene Menschen zu Wort kommen, die ich alle auf die eine oder andere Weise spannend finde.
Photo: Janna Wendt |
Heute ist Martina Lenzin dran. Hier habe ich vor kurzem ihr Comic rpm gereviewt. Sie zeichnet gern, viel und - was sie von mir unterscheidet - gut! Wenn Du ein bisschen was von ihr sehen willst, schau mal auf ihrem Blog vorbei. Außerdem singt und spielt sie in der Hamburger Band Honeyheads.
Martinas Statement zu MY DIY ist wiederum anders, als alle bisher da gewesenen. Sie hat in ihrer Diplomarbeit, deren Ergebnis wiederum auch rpm ist, über DIY geschrieben. Sie bezieht sich, wie auch im Comic, vor allem auf die Thatcher-Zeit. Der Titel der Arbeit lautet "Revolutions Per Minute – Wie Post-Punk uns vorgemacht hat, unsere eigenen Verleger zu sein." Hier kommt der Teil, der für MY DIY besonders spannend ist:
"“We did not enjoy any other girl images that were around so we stripped down all the conditioning and Punk helped us to do that.” (Ari Up/ The Slits 1) Man muss kein Instrument beherrschen, keinen bestehenden harmonischen oder rhythmischen Schemata folgen, sich keinerlei Industrie anbiedern und dennoch heißt das nicht, dass man alles ablehnen, alles niederreißen oder vergessen muss, um sich musikalisch auszudrücken. Schlichter: Man kann alles tun! “Make a statement and be done.” (Lee Ranaldo/ Sonic Youth 2) Alles in die Hand nehmen, alles in der Hand umdrehen, hinterfragen, es nach eigenem Bedarf und eigens erworbenem Umgang anwenden!
Diese Musik ist durchläßig und von Dringlichkeit: Akute Gefühle und Ideen werden in Kollaboration mit anderen Künsten und Lebensbereichen transportiert, der Prozess, die Kritik liegt für alle offen, die Distanz zwischen Leben und Revolution verringert sich. Der Blitz dieser positiven Aggression erlischt, wenn das Sagbare gesagt und das Machbare getan ist. “[...that] for all that period’s speed, wit and passion, [that] the drive of the media industries was unstoppable [...]” (Jon Savage 3). Zukunftsmanie vor allem in technischer Hinsicht (beispielhafte Stichworte: Synthesizer, Portastudio) und weltpolitisch bedingte Zukunftsangst (beispielhaftes Stichwort: Kalter Krieg) nährten sich. Im vollen Bewusstsein um Kurzatmigkeit stießen die Künstler das volle Lungenvolumen auf einmal aus. Einen Stolperschritt voraus war Post Punk der Medienindustrie und deshalb nur zu attraktiv, wie zuvor Punk kommerzialisiert zu werden. “I think aggression is really positive and we should use it to makes ourselves better. It’s very lazy to use your aggression just for war – mentally very lazy!” (Roddy Frame/ Aztec Camera 4) Post Punk ist aller historisch erwachsenen und ökonomischen Konvention entschlackt, greifbare (billige) Mittel, nötigenfalls zweckentfremdet, kommen zum Einsatz: Minimalismus.
Kulturgeographisch ist sie umso saugfähiger, Philosophie, Ideologie und politische Haltung wie auch Politik im Sinne des Zwischenmenschlichen prägen den Ausdruck: Wachheit. Als Resultat wird der Klang deshalb oftmals mit den Worten eerie (schauerlich), angular (winkelig), jerky (ruckartig), debased (im Wert gemindert), mutant pop, difficult fun (erschwerter Spaß) und unter Earcom (von ear- , also Ohren-Comic) gesammelt. Dieser ehrliche Drang, Musik zum Passieren zu bringen, in Bands und fluiden Line-Ups, in Kollektiven, als Veranstalter, Produzenten, Vertrieb, im Rundumdesign und der Vernetzung im Kleinen (Individuum/ Individuen oder lokal) wie Großen (regional bis interkontinental) scheint mir einzigartig in seiner Schlagkraft, bemerkenswert für die (um die heutige Sicht zu unterstreichen: die ihren Mitteln entsprechend beschränkte) Zeit und befreiend für nachfolgende Generationen. Do It Yourself!
Diese Musik ist durchläßig und von Dringlichkeit: Akute Gefühle und Ideen werden in Kollaboration mit anderen Künsten und Lebensbereichen transportiert, der Prozess, die Kritik liegt für alle offen, die Distanz zwischen Leben und Revolution verringert sich. Der Blitz dieser positiven Aggression erlischt, wenn das Sagbare gesagt und das Machbare getan ist. “[...that] for all that period’s speed, wit and passion, [that] the drive of the media industries was unstoppable [...]” (Jon Savage 3). Zukunftsmanie vor allem in technischer Hinsicht (beispielhafte Stichworte: Synthesizer, Portastudio) und weltpolitisch bedingte Zukunftsangst (beispielhaftes Stichwort: Kalter Krieg) nährten sich. Im vollen Bewusstsein um Kurzatmigkeit stießen die Künstler das volle Lungenvolumen auf einmal aus. Einen Stolperschritt voraus war Post Punk der Medienindustrie und deshalb nur zu attraktiv, wie zuvor Punk kommerzialisiert zu werden. “I think aggression is really positive and we should use it to makes ourselves better. It’s very lazy to use your aggression just for war – mentally very lazy!” (Roddy Frame/ Aztec Camera 4) Post Punk ist aller historisch erwachsenen und ökonomischen Konvention entschlackt, greifbare (billige) Mittel, nötigenfalls zweckentfremdet, kommen zum Einsatz: Minimalismus.
Kulturgeographisch ist sie umso saugfähiger, Philosophie, Ideologie und politische Haltung wie auch Politik im Sinne des Zwischenmenschlichen prägen den Ausdruck: Wachheit. Als Resultat wird der Klang deshalb oftmals mit den Worten eerie (schauerlich), angular (winkelig), jerky (ruckartig), debased (im Wert gemindert), mutant pop, difficult fun (erschwerter Spaß) und unter Earcom (von ear- , also Ohren-Comic) gesammelt. Dieser ehrliche Drang, Musik zum Passieren zu bringen, in Bands und fluiden Line-Ups, in Kollektiven, als Veranstalter, Produzenten, Vertrieb, im Rundumdesign und der Vernetzung im Kleinen (Individuum/ Individuen oder lokal) wie Großen (regional bis interkontinental) scheint mir einzigartig in seiner Schlagkraft, bemerkenswert für die (um die heutige Sicht zu unterstreichen: die ihren Mitteln entsprechend beschränkte) Zeit und befreiend für nachfolgende Generationen. Do It Yourself!
1: “Punk: Attitude”, Dokumentarfilm, Don Letts, 2005;
2: “Kill Your Idols”, Dokumentarfilm, S.A. Crary, 2004;
3: Sleeve Notes, 1993, entnommen www.holdingsav.com/fastproduct/fasthistory.htm
rpm von Martina Lenzin |
4: “Who’s been sleeping in my brain? – Post Punk Interviews”, Judith Ammann, 1987"
Mehr von Martina zu DIY? Da ist rpm wirklich empfehlenswert!
Okay... und weil es immer weiter und weiter und weiter gehen soll und kann und irgendwie auch muss: nächste Woche bei MY DIY: Herder vom Three Chords! Wenn Du Dich zwischenzeitlich schon mal auf Herders Schreibe eingrooven willst, er bloggt seit nicht mal einer Woche auf urbanwaste.blogspot.com! Guck mal rein, ist witzig.
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