Dienstag, 28. Mai 2013

Gelesen: Frauen, die denken, sind gefährlich und stark von Stefan Bollmann

 Gut, der Titel ist ein wenig sperrig, ein wenig cheesy. Aber irgendwie hat sich diese Art von Titel für Stefan Bollmanns Bücher, fast kann man Reihe sagen, bewährt. Er hat nämlich schon über lesende und über schreibende Frauen geschrieben - jeweils mit analogen Gefährlichkeitszuschreibungen.

Sei es drum. Einmal aufgeschlagen erklärt sich der Sinn des Titels. Bollmann will nicht nur sagen, dass denkende Frauen eben gefährlich sind. Bisweilen leb(t)en sie auch gefährlich, wie er in der Einleitung direkt am Beispiel der Olympe de Gouges deutlich macht, deren Leben bekanntermaßen wegen ihrer fortschrittlichen Forderungen zur Anerkennung der Frau als Bürgerin auf der Guillotine beendet wurde. 

Nicht alle Schicksale der 25 portraitierten Frauen sind so tragisch, aber alle sind ähnlich spannend. Bollmann teilt sie in fünf Kapitel ein und bespricht dann Leben und Wirken der "Vordenkerinnen eines neuen Zeitalters", der "mutigen Frauen in der Wissenschaft", der "Kämpferinnen für die Rechte der Frauen, "rebellischer Zeitzeuginnen" und Ladies, die er unter dem Kapiteltitel "Aufstieg zur Macht" versammelt. Die unterschiedlichen Frauen werden also nicht chronologisch, sondern irgendwie thematisch zueinanderpassend vorgestellt. Von Lou Andreas-Salomé über Susan Sontag bis zu Margaret Thatcher ist die Range recht breit. 

Beim Blättern verliert man sich in spannenden Biographien und mal mehr mal weniger bekannten, aber immer gut ausgewählten Photos. Bollmann illustriert seine Texte mit netten Anekdoten, die er Aufzeichnungen von Zeitgenossen und Weggefährtinnen entnimmt. Schwärmerische Briefwechsel zwischen Friedrich Nietzsche und Paul Rée zur "unglaublich klugen" Lou Andreas-Salomé und Aufzeichnungen von Stefan Zweig über eine aufgeregte Bertha von Suttner machen schlicht Spaß! 

Bekannte Fakten weiß Bollmann mit einer Prise Gossip zu verfeinern. Und so sind neben Susan Sontags Essays eben auch ihre Beziehung zur Photographin Annie Leibovitz erwähnenswert. Einen faden Beigeschmack hinterlassen so Formulierungen, wie "was sich nicht zuletzt ihrer außergewöhnlichen, sehr attraktiven Erscheinung [...] verdankte". Geschenkt! 

Frauen, die denken, sind gefährlich und stark ist ein Buch, das zum Schmökern gedacht ist. Das Format (etwa DinA4-Größe) ist nichts für die Tasche, dafür aber fürs Sofa. Das Layout hat was von einem Magazin. Einzelne Zitate werden hervorgehoben, Bilder werden eingestreut. Und diese Bilder dürften zum Teil Seltenheitswert haben... Alice Schwarzer gemeinsam mit Simone de Beauvoir... de Beauvoir mit Jean-Paul Sartre  im Kaffeehaus... wirklich schöne Dokumente der Zeit sind das!

Erschienen ist das Buch übrigens im Elisabeth Sandmann Verlag, einem Münchner Verlag also, der sich allgemein Büchern von und über und für Frauen verschrieben hat. 

1 Kommentar:

  1. Ich halte das Buch durchaus für ein Nachschlagewerk, in das man immer mal wieder einen Blick werfen kann. Interessant auch die unterschiedlichen Themen, die im Zusammenhang der einzelnen Porträts angerissen werden.

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