aus dem Missy Magazine |
Tine Plesch gehört zu den Persönlichkeiten, die mich inspirieren, obwohl ich sie nie getroffen habe. Und es gibt keine Chance, dass sich das nochmal ändert, denn Tine Plesch, Musikjournalistin und Autorin, ist 2004 verstorben.
Inspirieren kann sie mich trotzdem weiterhin mit den Text- und Tondokumenten, die sie hinterlassen hat. Ihre Gedanken zu Pop und Feminismus, Literatur und Musik sind unter anderem in der Jungle World, der testcard und dem Nürnberger Abendblatt erschienen. Einiges davon ist frei im Netz verfügbar und das ist schön. Ohne große Hürden kann sich der_die Interessierte durch Tine Pleschs Arbeit klicken, sich mitgeschnittene Vorträge anhören und von ihr verfasste Texte lesen.
Das Problem mit diesen Online-Sachen ist allerdings immer, dass man sie sich nicht besonders gut ins Regal stellen kann. Und da kommt Tine Pleschs alte Heimat, der Ventil-Verlag ins Spiel. Von 1999 bis zu ihrem Tod war sie Mitherausgeberin der testcard, die ja bekanntermaßen in dem Mainzer Verlag erscheint. Und ganz frisch ebenda herausgekommen ist Rebel Girl - Popkultur und Feminismus, eine Sammlung von Tine-Plesch-Texten.
Für das heimische Bücherregal haben hier Evi Herzing, Hans Plesch und Jonas Engelmann Texte aus Pleschs Arbeiten zusammengestellt. Plattenkritiken wechseln sich ab mit programmatischen Texten zum damals noch recht neuen Phänomen des Ladyfests. Feministische Betrachtungen literarischer Texte finden sich genauso, wie Gedanken über Janis Joplin.
Auf etwas mehr als 220 Seiten werden Tine Pleschs Gedanken postum gewürdigt. Gerahmt wird das Ganze durch ein Vorwort von Michaela Melián, Mitbegründerin der Band F.S.K. Richtig ans Herz geht allerdings vor allem der Text, den Tines Bruder Hans Plesch für das Buch beigesteuert hat. Auf fünf Seiten beschreibt er anekdotisch das Leben seiner Schwester und es wird klar, dass sie natürlich nicht nur dem feministischem und dem Pop-Diskurs fehlt, sondern auch ganz konkret einer Familie und den ihr nahestehenden Menschen.
Mit Rebel Girl - Popkultur und Feminismus würdigen alle an der Herausgabe Beteiligten den Impetus, den Tine Plesch auf ihre Mitmenschen gehabt hat und den sie - in Form ihrer Texte und dieses Bandes - nach wie vor haben kann. Wer wissen möchte, wie sich Lesereisende auf Tour fühlen, warum schreibende Frauen mitunter die "Heldin als Verrückte" dargestellt haben und warum "Mädchenband" kein gewinnbringender Begriff ist, dem_der sei dieses wunderbare Buch ans Herz gelegt. In meinem Bücherregal wird es irgendwo zwischen Martin Büssers Music Is My Boyfriend und der Susan-Sontag-Biographie Geist und Glamour einziehen.
Neulich hat Katja aka Mrs. Pepstein übrigens in ihrer Radiosendung Mrs. Pepsteins Welt über das Buch gesprochen. Hier zu hören!
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