Nein, Theater interaktiv erleben und erlaufen ist für die Theaterszene sicher nichts Neues. Für mich aber schon! East Düsseldorf, eines der Projekte von Drama Köln e.V., ist so ein Stück, das nicht von einem Klappsessel eines Theatersaals aus betrachtet werden will.
Treffpunkt ist eine Bahnstation. Dann: Eintritt zahlen in die inszenierte Welt um East Düsseldorf. East Düsseldorf, das ist eine Analogie zur DDR. Warum Düsseldorf? Weil da alles anders ist, als im westlichen Köln? Vielleicht auch, weil die Uraufführung des Stücks einst in Düsseldorf stattfand.
An der Bahnstation werden alle Besucher_innen mit einem Fragebogen ausgestattet, der die sozialistische Gesinnung überprüfen soll. Dazu gibt es einen Ausweis für die kommunistische, strikt sozialistisch organisierte Welt. An Kontrollpunkten werden Stempel eingesammelt und schließlich ein VEB-Hörgerät. Aus den Kopfhörern sprechen Zeitzeug_innen der ehemaligen DDR und irgendwann geht das Stück los. Aus den Zeitzeug_innen wird eine Sprecherin. Der Körper zur Stimme rennt die Straße entlang. Immer wieder. Und schon ist das Stück in vollem Gange und das Publikum läuft mit.
Es geht um die Geschichte einer DDR-Sportlerin. Um ihren Sport, ihren Vopo-Vater, ihre Ausreise aus East Düsseldorf und um ihren Schwarm, der irgendwie ihre Liebe wird. Die Zuschauer_innen verfolgen das Schauspiel der Darsteller_innen, hören Sprechsequenzen, hören Musik und wandern schließlich mit aus in den Westen, sind Gäste bei einer Hochzeit und schließlich bei einer Beerdigungsprozession.
Das Stück macht Spaß. Es ist spannend, aus der passiven Rolle des Gastes auszubrechen und interaktiv eingebunden zu werden, abseits von Applaus reagieren zu dürfen. Die Grenze zwischen Geprobtem und Improvisiertem verschwimmt, weil die Umstände es erfordern. Das Rätseln darüber, was denn nun "dazu gehört" und was nicht, macht es nur noch interessanter, irgendwie Teil des Ganzen zu sein.
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