Montag, 15. November 2010

Mixtapes: The Medium Is The Message

Vor kurzem noch verschenkt
"Mit einem Mixtape kannst Du heute niemanden mehr hinterm Ofen hervorlocken" - dann muss ich wohl ein Niemand sein.

Zugegeben, das Mixtape gehört wohl zu den aussterbenden Spezies in Zeiten in denen die Walkman-Produktion eingestellt wurde, in denen Songs für das Handy und den Ipod aufbereitet werden, in Zeiten in denen Musik konsumiert und nicht geliebt wird. Genug Kulturpessimismus an dieser Stelle. Es gibt sie ja noch, diese Kleinode der Liebe zur Musik und der Mühe für die_den Beschenkte_n.

Die ersten Audiokassetten erblickten 1963 in Folge der Berliner Funkausstellung das Licht der Welt. Kurz danach wurden die ersten Kassettenrekorder auch für den Popfan erschwinglich. Und seitdem, so ist zu vermuten, gibt es auch Mixtapes. Ganze Radiosendungen und die Lieblingssongs der neusten Schallplatten wurden aufgenommen. 


In den folgenden Jahren erfreuten sich massenweise Menschen an geschenkten Mixtapes. Freundschaften und Beziehungen fußen auf ihnen. Ganze "Philosophien" ranken sich um das perfekte Mixtape. So lässt Nick Hornby in High Fidelity seinen Protagonisten Rob sagen: "To me, making a tape is like writing a letter.  There's a lot of  erasing and rethinking and starting again. A good compilation tape,  like breaking up, is hard to do. You've got to kick off with a corker,  to hold the attention (I started with "Got to Get You Off My Mind," but  then realized that she might not get any further than track one, side  one if I delivered what she wanted straightaway, so I buried it in the  middle of side two), and then you've got to up it a notch, or cool it a  notch, and you can't have white music and black music together, unless  the white music sounds like black music, and you can't have two tracks  by the same artist side by side, unless you've done the whole thing in  pairs and...oh, there are loads of rules." 

Drei aus meiner Sammlung
"There are loads of rules" - ja, irgendwie schon. Aber am Ende ist der Kreativität eben doch keine Grenze gesetzt. Der amerikanische Essayist  Geoffrey O'Brien bezeichnet das Mixtape sogar als "die am häufigsten ausgeübte amerikanische Kunstform". Abgesehen von der Musik ist da natürlich auch Layout und Design wichtig. Copy&Paste mit Schere und Klebstoff, Handgeschriebenes, Gestempeltes, Gedrucktes, Gemaltes, Genähtes... da bleibt dem_der Mixtapemacher_in die Qual der Wahl und der Ideen.

Am Ende ist es wohl auch immer eine Frage der Laune und der Intention.  Das Mixtape kann sämtliche Botschaften übermitteln: Liebeskummer, unbändige Freude, Pflichtgefühl... es sollen sogar schon Tapes zum Schlussmachen bespielt worden sein. Am Ende ist es aber IMMER schöner, ein Mixtape zu bekommen, als eine CD oder gar eine Itunes-Wiedergabeliste. Bei dem Gedanken, dass meine kleinen Cousins und Cousinen von ihren ersten Verehrer_innen sowas anstelle eines Tapes bekommen, wird mir schlecht.

Make Mixtapes - Not War!


Wer unter diesem Titel Marshall McLuhan erwartet hat, sei an Hendrik verwiesen.

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