Sonntag, 20. Februar 2011

We Want Sex - Made in Dagenham

Equal Rights und Equal Pay. Die immernoch aktuellen Themen sind auch in den 1960er Jahren schon wichtig. Dem Arbeiterinnenaufstand der Ford-Näherinnen  im Jahr 1968 hat Regisseur Nigel Cole einen Film gewidmet. 
Die Näherinnen der Ford-Fabrik in Dagenham bei London werden im Rahmen von betrieblichen Veränderungen als "ungelernt" eingestuft. Abgesehen davon, dass diese Bezeichnung ganz und gar nicht zutrifft, sollen die Frauen auch noch weniger Geld verdienen, als ohnehin schon. Grund genug für einen Streik. 

Aus den anfänglichen mäuschenartigen Protesten entwickelt sich schnell ein kraftvoller Protest. Besonders die Hauptfigur und letztlich auch Anführerin Rita wächst über sich hinaus. Das tolle am Film: Es gibt ein Happy End!

Auf dem Weg dahin sehen sich die Frauen aber mit einem Haufen Herausforderungen konfrontiert. Streikbrecherinnen, die Vereinbarkeit von Familie und Streik, die Medien, als übermächtig erfahrene Gewerkschafter. Zu jedem Zeitpunkt im Film nehmen die Frauen aber ihr Schicksal selbst in die Hand. Angefangen bei den ersten selbstgemalten Streikplakaten bis zu einem Plädoyer für Equal Pay bei einem nationalen Gewerkschaftstreffen - die Näherinnen packen es an!
Hilfe auf dem Weg zur Gerechtigkeit bekommen die Frauen auch von Männern, von ihren eigenen, wie auch von Albert. Der arbeitet auch im Ford-Werk und ist Gewerkschaftsvertreter. Als Rita aber so richtig loslegt, ist er eigentlich überflüssig. Die Frauen nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Ein paar glückliche Zufälle spielen natürlich auch mit. Das Finale: Die britische Arbeitsministerin Barbara Castle lädt die Frauen zu sich ein und sichert ihnen schließlich geschlechtergerechte Bezahlung zu.

"We Want Sex" macht Spaß. Der Film zeigt einen wichtigen Teil der englischen Genderpolitik angereichert mit fiktiven Persönlichkeiten. Durch die Empathie, die man mit den Figuren im Film empfindet, wird die Wichtigkeit des Equal Pay nur noch einmal bewusst. Neben der Unterhaltung kommt also auch das Politische nicht zu kurz. Ach, und dass sich derbe Witze und modisches Bewusstsein nicht ausschließen müssen, sieht man auch!

Und wenn man sich dann überlegt, dass in Deutschland Frauen im Schnitt immernoch etwa 25 Prozent weniger Geld verdienen, als Männer in der gleichen Position, wird die Brisanz des Themas auch 40 Jahre nach dem Equal Pay Act in England (1970) nur nochmal deutlich. Schade ist, dass der Film wohl nur in Programmkinos zu sehen sein wird.

Eine Frage bleibt noch zu klären: Warum "We Want Sex"? Ein nicht ganz ausgerolltes Banner "We Want Sexual Equality" gab dem Regissieur die Idee für den Titel, den er extra für den deutschsprachigen Markt gewählt hat. Witzig wird er besonders dann, wenn man beobachtet, wie verklemmt der eine oder die andere das kleine Wörtchen "Sex" an der Kinokasse ausspricht. 

Einen Trailer hast Du hier: 




Weitere, ausführliche Reviews findest Du zum Beispiel im Flinkwert-Blog, aber auch in der aktuellen Ausgabe 10 des Missy Magazine.

1 Kommentar:

  1. oh danke für die Verlinkung, das ist nett. Und schön, einen weiteren guten Blog entdeckt zu haben.
    Ja, der Film ging im Kino leider unter. Schade. Ich glaube ja, dass der doofe Titel mit daran schuld war.

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