Donnerstag, 1. August 2013

Gelesen: HRVST:Youth

Also, dass mich dieses Hardcore-Punk-Unity-Gequatsche so richtig mitgerissen hat, ist schon eine Weile her. Neulich während der Madball-Show beim Essen Nord Open-Air ist mir das nochmal sehr klar geworden. DIE eine Szene gibt es nicht. Da kann Freddy noch so oft von "family" reden. 

Trotzdem gibt es auch nach über zehn Jahren "in der Szene" immer mal wieder dieses heimelige Gefühl. Immerhin sind sehr gute Freundschaften und spannende Bekanntschaften gewachsen und das eine oder andere Projekt reißt nach wie vor mit. (Orbit The Earths LP Aphelion zum Beispiel. Ein Review von mir wird es in der kommenden testcard geben...)

Das sind Projekte, in die Menschen ihr Herzblut stecken, mit denen ich mich irgendwie verbunden fühle, weil ich weiß, dass wir durch die Musik und das Drumherum irgendwie eine ähnliche Basis haben. Auch das HRVST ist so ein Herzblut-DIY-Projekt. Unter das Motto "one issue. one topic. strong hearts and minds to define" haben Hendrik Thiele und Sebastian Thauer schon die erste Ausgabe mit dem Titel "Death" gestellt. Im Frühjahr ist dann endlich die zweite Ausgabe erschienen. Konsequenterweise versuchen sie damit das andere Ende der Skala abzudecken: "Youth" ist das übergeordnete Thema, dem sich wieder zahlreiche Punk- und Hardcore"kids" in Text- und Bildbeiträgen widmen.

Donnerstag, 11. Juli 2013

Gelesen: Das Spiel der Schwalben von Zeina Abirached

1987 herrscht Bürgerkrieg im Libanon. Die Stadt Beirut ist in zwei Teile geteilt - einen christlichen und einen muslimischen. Die Demarkationslinie trennt Stadtteile, Straßengemeinschaften, Familien. Wer von A nach B kommen will, sieht sich mit Straßensperren und Scharfschützen konfrontiert. Passant_innen werden streng kontrolliert und willkürlich behandelt. Die Bewohner_innen Beiruts passen sich der schwierigen Situation an. Aus dem ursprünglich unkomplizierten Weg, den es bei einem Verwandtenbesuch zurückzulegen gilt, wird eine Coreographie aus Schleichen, Rennen, Ducken, Warten, Sprinten. 

Die Comic-Autorin Zeina Abirached hat das alles als Kind erlebt und verarbeitet diese Erfahrungen seit geraumer Zeit in autobiographischen Kurzcomics und Graphic Novels. Das Spiel der Schwalben (Avant-Verlag 2013) ist ihre erste Graphic Novel, die in deutscher Sprache erschienen ist.

Samstag, 15. Juni 2013

MY DIY - Amelie Persson

In MY DIY geht es immer mal wieder um Menschen, die Dinge selbst machen. Zines zum Beispiel, Radiosendungen, Klamotten, Plattenlabels, Comics, Bands... die Range ist denkbar weit. Was schnell klar wird: DIY ist nicht gleich DIY. Der kleinste gemeinsame Nenner ist und bleibt aber das Selbermachen

Amelie
Eine von diesen Selbermacher_innen ist Amelie Persson. Wer differentneeds öfter mal liest, hat schon von ihr gehört. Neulich erst habe ich ihren SPAM-Comic vorgestellt. Und jetzt werde ich Amelie mal ein bisschen besser vorstellen. Amelie Persson ist Illustratorin und zeichnet eben Comics, Postkarten, Kalender... und sie setzt Aufträge um, zeichnet also für Magazine, Buchprojekte, Unternehmen... außerdem ist sie freie Autorin und moderiert beim nicht-kommerziellen Radiosender Radio X in Frankfurt die Sendung ScrambledX!

Sie bewegt sich mit ihrem Können also eher an der Schnittstelle zwischen DIY und Geldverdienen. Gestern habe ich mit ihr telefoniert und sie hat mir mehr erzählt zu ihrer Arbeitsweise und ihren Ideen und ihre Selbstverortung im weiten DIY-Feld .

dn: Amelie, erzähl doch mal: Wie kamst Du dazu, Dinge selbst zu machen?

ap: Eigentlich mache ich schon immer Sachen selbst. Das fing schon in meiner Kindheit an. Meine Eltern haben das Selbermachen gefördert. Für die Barbies beispielsweise wurde nicht alles fertig gekauft, sondern wir durften die Nähmaschine benutzen, um Kleider selbst zu nähen und haben einen alten Servierwagen zum mehrstöckigen "Barbietraumhaus" umfunktioniert. Ich konnte kreativ werden, weil ich mich ausprobieren durfte. Gemalt habe ich übrigens auch schon immer gerne!

Montag, 10. Juni 2013

I Fell In Love With A Song:

"The Fall of Glorieta Mountain" von Esben and the Witch

In Prag neulich habe ich ein paar tolle Bands live gesehen, die musikalisch so unterschiedlich waren, wie die Venues in denen sie gespielt haben: Die Doom- und Sludgebands Samothrace und Bell Witch aus Seattle im Klub 007 Strahov, einem DIY-Laden mit bewegter Geschichte (seit 1969!) neben einem alten Stadion über Prag, die grottenschlechte Supportband, deren Namen ich glücklicherweise schon verdrängt habe, und schließlich The KVB, waviger, shoegaziger Post-Punk aus London, in einem Kellergewölbe mit mysteriösem Eingang unter einem Teil einer der Unis, das Studierende für Kunst und Konzerte nutzen und schließlich Esben and the Witch, sphärischer, waviger, märchenhafter Indie-Pop aus Brighton in der Großraumdisco Lucinda (alle negativen Assoziationen bestätigend) mitten in Prag.

Freitag, 7. Juni 2013

Gelesen: kiin zine und kiinbetween zine

Es ist nicht lange her, da fand ich im Briefkasten ausgesprochen schöne Post von Rotopolpress, einem kleinen Independent-Verlag aus Kassel. Rotopol hat sich auf Comics und Illustrationsbücher spezialisiert, verlegt und vertreibt aber auch Papierspielereien, Kalender, Postkarten und alles mögliche, das eben mit Illustrationen schöner wird. 

Unter anderem ist auch das vier Mal im Jahr erscheinende kiin Zine der Schwestern Kirsten Carina und Ines Christine Geisser bei Rotopol zuhause.... und das kiinbetween der beiden auch...

Mittwoch, 29. Mai 2013

Ausstellung: Inwards and Onwards von Anton Corbijn

Das verregnete Frühjahr lässt leider nur wenige Möglichkeiten zum Abhängen auf dem Balkon, Eisessen unter freiem Himmel, für Radtouren und Freibadbesuche. Umso schöner, wenn die Museen der Region gute Ausstellungen bereit halten. Im Kunstmuseum Bochum etwa läuft seit Samstag eine Ausstellung des niederländischen Photographen und Filmemachers Anton Corbijn, der dank seiner eindrucksvollen Bilder von Pop- und Rockstars, seinen Künstler-Portraits und nicht zuletzt wegen der Filme Control und The American bekannt, wenn nicht berüchtigt ist.

Corbijns Kunst ist nicht das erste Mal in Bochum ausgestellt. Inwards and Onwards ist bereits die zweite Schau im Kunstmuseum. Im Jahr 2000 schon brach die Ausstellung seiner Bilder alle Rekorde. Und inzwischen kennt man sich. Dementsprechend familiär ging es auch bei der Vernissage letzten Samstag zu. Bochum weiß, was es an Anton Corbijn hat (nicht umsonst scheint die ganze Stadt mit Ausstellungsankündigungen plakatiert zu sein) und umgekehrt. 

Dienstag, 28. Mai 2013

Gelesen: Frauen, die denken, sind gefährlich und stark von Stefan Bollmann

 Gut, der Titel ist ein wenig sperrig, ein wenig cheesy. Aber irgendwie hat sich diese Art von Titel für Stefan Bollmanns Bücher, fast kann man Reihe sagen, bewährt. Er hat nämlich schon über lesende und über schreibende Frauen geschrieben - jeweils mit analogen Gefährlichkeitszuschreibungen.

Sei es drum. Einmal aufgeschlagen erklärt sich der Sinn des Titels. Bollmann will nicht nur sagen, dass denkende Frauen eben gefährlich sind. Bisweilen leb(t)en sie auch gefährlich, wie er in der Einleitung direkt am Beispiel der Olympe de Gouges deutlich macht, deren Leben bekanntermaßen wegen ihrer fortschrittlichen Forderungen zur Anerkennung der Frau als Bürgerin auf der Guillotine beendet wurde. 

Freitag, 24. Mai 2013

Zum Angucken: Spam von Amelie Persson

Permanent zugespamt mit Werbung für Kredite, Diätmittelchen, Viagra, Brustvergrößerungen, Glücksspielchen und und und, hat sich Amelie Persson irgendwann gefragt, wer wohl hinter all diesem Mails steckt. Schließlich klingen die Absender_innen meistens recht seriös. Sie heißen Toby Crowe oder Barbara Keller oder Tilda Lawson. 

Und sie existieren nicht. Oder doch? Auf dieses Gedankenspiel lässt sich Amelie Persson ein. All die Namen hinter den Spam-Mails bekommen bei ihr ein Gesicht und eine Biographie. Sie haben besondere Essgewohnheiten, ungewöhnliche Hobbies, oder sammeln bloß Briefmarken. Sie sind jedenfalls immer mehr als bloß anonyme Namenshüllen.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Blattkritik: Die Preziöse # 1


Es ist jedes Mal erfreulich, Magazine zu entdecken, die normative Grenzen aufbrechen, erweitern. Zeitschriften, die nicht dem 08/15-Schema entsprechen und eher eine Nische besetzen. Magazine, hinter denen engagierte Menschen mit Idealismus stehen. Und wenn diese Zeitschriften dann noch im Bahnhofsbuchhandel zu bekommen sind und nicht umständlich abonniert werden müssen, oder nur in ausgewählten Buchläden in Metropolen, oder bei Zine-Distros in der Provinz zu bekommen sind, macht es das Projekt gleich noch schöner, weil irgendwie barrierefreier.

Und so könnte Die Preziöse ein neuer Stern am Zeitschriftenhimmel werden. Der Untertitel verspricht ein "queeres Gesellschaftsmagazin". Ein Versprechen, dass der Inhalt durchaus hält. Auf 112 Seiten präsentieren die Macher_innen eine heterogene Themenvielfalt, die sich schriftlich, photographisch und gestalterisch im weitesten Sinn mit - ja, klar! - queeren Gesellschaftsthemen auseinandersetzt.

Freitag, 17. Mai 2013

Dies und das und differentneeds

Seit Anfang dieser Woche ist das neue Missy Magazine am Kiosk, in der Bahnhofsbuchhandlung und ausgewählten Läden zu haben. Ich durfte auch wieder etwas beitragen. Für das Generationengespräch habe ich die beste Freundin meiner Mutter ausgefragt, die in den 1980ern und 1990ern wirklich spannende Sachen gemacht hat (und irgendwie reißt es nicht ab... ich könnte direkt noch drei so Protokolle hinterherschieben...). 

Im hinteren Teil des Hefts rezensiere ich außerdem den Band Warhol's Queens, herausgegeben von Henriette Dedichen. Photos und Essays von und zu Warhol... das Blättern hat Spaß gemacht!

Und noch was Tolles: Kathi aka Emmi Nordwind hat mich für ihren Blog und da speziell die neu ins Leben gerufene Rubrik "Dealbreakerin" interviewt. Hat auch Spaß gemacht! Gibt's hier zu lesen. 

Dienstag, 14. Mai 2013

Gelesen: Rosalie Blum von Camille Jourdy

Rosalie Blum heißt das zweite Comic von Camille Jourdy, das in Wirklichkeit ihr zweites, drittes und viertes ist. Denn ursprünglich ist die Geschichte von Rosalie Blum in drei Bänden erschienen. Reprodukt hat die wunderbar-wunderliche Geschichte von Claudia Sandberg übersetzen lassen und einen schönen Band herausgegeben.

Mittwoch, 8. Mai 2013

Ein Interview mit Fragmentist

Fragmentist heißt ein recht frisches Fourpiece aus Ibbenbüren, einer Stadt, aus der erfahrungsgemäß überproportional viele kreative und entspannte Menschen kommen (betrachte ich meinen Freundeskreis, kommt es mir jedenfalls so vor...). Joana, Felix, Olli und Sasse haben ein Demo am Start und spielen grad die ersten Shows gemeinsam außerhalb des Proberaums.


Fragmentist machen melodischen Hardcore, der Leuten gefallen dürfte, die auch Kid Dynamite oder Lifetime mögen. 

Neulich habe ich sie im AKZ Recklinghausen live gesehen und ihr Demotape mitgenommen... das Interview entstand dann allerdings per Mail. 

dn: Vier Leute schreiben vier Songs für ein Demotape.
Und das Tape ist wörtlich zu nehmen. Warum habt ihr lieber für den Walkman als den Ipod released?

Freitag, 3. Mai 2013

Gelesen: Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen von Frank Spilker


Endlich habe ich auch wieder viel Zeit in Ruhe zu lesen. Dabei hätte ich die für den neuen Spilker-Roman gar nicht gebraucht. Mit knapp 160 Seiten ist man ja schnell durch

Frank Spilker? Ja, das ist der Sänger der Band Die Sterne. Und ja, das ist auch der Typ, der immer wieder durch seine intergeren Kommentare zu unheimlicher Deutschtümelei im Pop auffällt (zum Beispiel im Rahmen der I Can't Relax in Deutschland-Kampagne und jüngst auch in seinen Kommentaren zu Freiwild). Sympathischer Kerl jedenfalls, der gut und gerne Songtexte schreibt. Wieso sollte der nicht auch einen Roman schreiben? Hat er sich wohl auch gedacht. 

In einem Radio-Gespräch mit Johnny ussler von Spreeblick erzählt Spilker, dass sein Schreiben eigentlich immer mit dem Aufschreiben von gut anmutenden Sätzen losgeht. Gesammelt wird dann auf Bierdeckeln und in Notzizbüchern.