Mittwoch, 8. August 2012

Roxanne & George von Carolin Walch

Im März schon ist Carolin Walchs Graphic Novel Debüt bei Reprodukt erschienen. Es begnügt sich nicht mit einem Namen, sondern trägt lieber gleich mal zwei: Roxanne & George. Schon außen präsentiert es sich in einem gewissen Bling-Bling-Chic und spart nicht mit glänzendem Gold.

Das Bling-Bling-Thema zieht sich in all seinen Facetten durch das gesamte Comic. Irgendwie ist es eine Mischung aus "Meet the Osbournes", "The Story of Anvil" und "Paris Hiltons My New BFF". Auch, wenn das anfangs etwas merkwürdig klingt: Das Mash-Up aus Metal-Nostalgie und It-Girl-Hipstertum gelingt gut. 

Carolin Walch verknüpft also zwei Haupthandlungen miteinander: die Reunion der Band Hell Patrol, die eine dramatische Vergangenheit aufarbeiten muss und die Freundschaft zweier Hollywood-Kids, die fürs Erwachsenwerden gern die Schleife über Koks-Parties und Magazin-Cover nehmen. 

Dabei schafft es die Zeichnerin die beiden Welten mit Hilfe von Personal und Gimmicks glaubwürdig auszukleiden. In der Metal-Welt finden sich Reminiszenzen an Ozzy Osbourne, Lemmy Kilmister und das Wacken Open Air. Die Häuser der Rockstars könnten direkt die nächste Folge "MTV Cribs" füllen und der Jägermeister-Werbevertrag dürften Crash und Terry, die Protagonisten der Metal-Thematik, eigentlich direkt in der Tasche haben. 

Von Carolin Walchs Homepage
Auch bei den Comic-Namensgeber_innen Roxanne und George fehlt es nicht an Real World-Markern, die es beim Lesen zu entdecken gilt. Terry Richardson und Karl Lagerfeld sind am Start, es wird mit Iphones telefoniert und letztlich wird die Betty Ford-Klinik besiedelt. Metal ist in der Hollywood-Hipster-Generation zu einem bloßen Accessoire verkommen.

Letztlich werden in Roxanne & George zwei Generationen auf Sinnsuche gezeigt und obwohl sich die Probleme überschneiden, scheint der Graben zwischen den Metal-Daddies und den Hipster-Kids unüberwindbar. Die Einen zehren vom Erfolg der Anderen und umgekehrt. Kommunikation findet aber im Grunde nicht statt. Trotzdem ist das Ende kein richtig trauriges.So richtig positiv will es aber auch nicht daher kommen...
Auch von Carolin Walchs Homepage
Mit ihren recht cleanen Zeichnungen bildet Carolin Walch die glatte Hollywood-Welt entsprechend kühl ab. Durch Übertreibungen macht sie deutlich, wie wahnsinnig und oberflächlich diese Welt im Grunde ist, die viele aber trotzdem spannend genug finden, um regelmäßig Boulevardblättchen und MTV-Serien zu konsumieren. Die Ästhetik dieser Formate nimmt die Zeichnerin auf und macht sie sich zu eigen. Sie lässt Popkultur, Boulevard-Blabla und Drogen-Chic einfließen und auch, wenn man das auf den ersten Blick auf die sauberen Zeichnungen vielleicht nicht so sieht, scheint Carolin Walch extrem detailverliebt ans Werk zu gehen. Und selbst wenn, vermutlich aus Copyright-Gründen, aus Ed Hardy ein Bob Hardy wird - das tut dem Gesamtkunstwerk keinen Abbruch. Manchmal sind die Dialoge ein bisschen schwach, aber am Ende unterstreicht das wahrscheinlich bloß die Hollywood-Thematik. 

Mit ihrem Fulllength-Debüt legt Carolin Walch ein zeitgeistiges Werk vor, gespickt mit Anspielungen und Ikonen, die das Lesen erst so richtig spaßig machen.

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